zur in’s quirlige Kandy

„Wir waren oben!“ursprüngliche Quelle dieses Luftbildes lässt sich nicht ermitteln.

Alle vier!

Jede(r) auf den eigenen Füßen!

1200 Höhenmeter auf 2234m ü. NN. in 7 km und etwa 7000 Stufen!

Hier gilt das Gesetz der Natur: Kein Ding ist wie das andere – 7000 individuelle
Stufen sind zu überwinden – kniehoch, winzig, schräg, cm-kurz oder Meter-lang, Beton, Naturstein, gewachsen, gemeisselt, beleuchtet, stockfinster – ganz flach oder ultra steil!

Natürlich hatten wir die Geschichten gehört: „Viel härter als man denkt“ und „Nicht zu vergleichen mit normalen Wanderungen“ – aber es war dann doch viel härter als gedacht und ist nicht zu vergleichen mit anderen Wanderungen…

Schon die Startzeit ist ungewöhnlich: Touristen starten morgens früh – wir haben die erste Stufe um 01:20 Uhr (MORGENS!!!) betreten. Und wir waren weder die ersten noch allein – die buddhistischen Pilger starten abends und übernachten (z.T.) unterwegs oder auf dem Gipfel – in Eiseskälte. Nach singhalesisch-buddhistischem Glauben sollte jeder Gläubige wenigstens einmal Sri Pada (Sanskrit für „heiliger Fuß“) bestiegen haben.
Und nach dem Aberglauben erhält man für jeden Aufstieg ein Jahr Leben mehr.

Und so hören wir beim Aufstieg immer wieder die Tempelglocke vom Gipfel bimmeln, für jeden Besuch im jeweiligen Wallfahrtstempel schlägt der Pilger einmal an – manche hören erst nach mahr als einem Dutzend Schlägen auf.

Wir Eltern sind UNGLAUBLICH stolz auf unsere beiden Sprösslinge – 3 und 6 Jahre alt sind sie da raufgeklettert, über viereinhalb Stunden hat der Aufstieg gedauert und hat uns alle an die Grenze der Belastbarkeit geführt. Elia hat zwar das letzte Stück (1km, gut 1000 Stufen) verschlafen und wurde von Wolfgang getragen, aber die Strecke davor war bereits richtig hart (für Mathematiker: um 6000 Stufen!).
Leute, die an uns vorbei gerast sind, hingen erschöpft in den Raststationen, während wir unseren Weg gingen, Teepausen machten und uns aufmunterten. Wir quälten uns die letzten Meter zum Gipfel des Adam’s Peak – es waren dann noch über 150 Höhenmeter nur enge, steile, hohe Stufen hoch – „quälen“ schreibt einer, der schon Marathons gelaufen ist…

Die Belohnung?

SONNENAUFGANG auf Sri Pada

Warm eingemummelt genießen wir auf einem geländerlosen Dachvorsprung den Anbruch des Tages – gemeinsam mit hunderten Pilgern und Dutzenden Touristen, die die Treppen und alle Flächen belagern. Alle Strapazen sind vergessen. Ein Gefühl des Glücks breitet sich über uns alle vier aus – diese Reise ist unglaublich, wir sind für einige Augenblicke zutiefst Familie, zusammen, glücklich.

Nach einer Puja (Gebetsstunde), Besichtigung des Fußabdruck, den Adam nach der Vertreibung aus dem Paradies oder Buddha bei seinen 2. Besuch in Sri Lanka oder die Gottheit Shiva oder der Apostel Thomas hinterlassen hat (Schuhgröße 180) bekommen wir noch eine hinduistische Segnung und machen uns an den Abstieg vom Schmetterlingsberg Samanalakanda.

Im Hellen sollte man schwindelfrei sein. Wir sind viel höher als gedacht, alles wirkt viel steiler als beim Aufstieg, der Weg viel weiter, die Hitze setzt uns zu – der Abstieg zieht sich bis nach Mittag. „Schuld“ ist eine Gruppe von Kambodschanischen Mönchen und z.T. greisen Pilgern (mit exzellentem Englisch), die sich von je 4 Trägern herunter tragen lassen – Nicole verteilt aus der H-Apotheke Mittel gegen Seekrankheit.

Die Mönche beschenken die Kinder mit Süßigkeiten und haben die ganzen Stunden über nur gute Laune.

Ein junger Mönch ist so charismatisch – wir sind ganz gefangen – und vergessen nach seinem Namen zu fragen…

Schon beim Aufstieg auf den auch Mount Rohanda genannten Berg war uns die riesige Glocke an einem der Tempel unterwegs aufgefallen – sie soll, so die Inschrift (sinngemäß) die friedliche Botschaft Buddhas in die Welt tragen.
Der Wärter kommt und schließt den mannshohen Klöppel auf – die Kinder sollen die Glocke schlagen!
Das Tal erfüllt sich mit dem tiefen, vollen und warmen Schall der riesigen Glocke – bewegend! (Und KEIN Spendenbuch wird vorgelegt – im Gegenteil, eine „donation“ wird abgelehnt.)

Nichts desto trotz – nach über 13 Stunden, mehreren Tempeln, 14.000 Stufen und 2400 Höhenmetern auf 14 km sind die Kinder (und Eltern!) total groggy, fallen ohne Mittagessen ins Bett – und sind am späteren Nachmittag wieder intensiv mit den Hasen und Neffen/Nichten des Guesthouses beschäftigt… außerdem machen wir noch einen kleinen Ausflug auf den Souvenirmarkt mit chinesischem Billigramsch.

Was für ein Tag!

Abschließende Anmerkung an potentielle Nachmacher: Wir wissen, was unsere Kinder aushalten und mitmachen – hier haben wir Grenzen erreicht. Mit Kindern in diesem Alter (3 + 6) ist man ziemlich allein da oben und viele der wenigen anderen Kinder fanden alles gar nicht lustig – oder wurden komplett getragen. Je nach Wetter sind Kälte, Wind, Verpflegung sowie die eigene Kondition sorgfältig zu bedenken.

Wir UND die Kinder würden es wieder machen!

Weiter ans Meer – „versehentlich“ nach Tangalle

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(4) Kommentare

  1. Wolfgang sagt:

    Im Internet gibt es eine weitere Beschreibung eines Aufstieges – diemals außerhalb der Saison:
    http://www.spiegel.de/reise/fernweh/sri-lanka-treppe-in-den-himmel-a-703840.html

  2. Ilka sagt:

    Respekt!
    Wir waren jetzt im Oktober da: Fast keine Touristen und schon gar keine Einheimischen. Nach 4 Std. Aufstieg war es lausig kalt und feucht da oben. Viel Beton, einen „Fußabdruck“ habe ich nicht gesehen und wir haben beschlossen: Never ever this way!
    Allerdings muß ich zugeben, dass wir kleidungstechnisch und auch an Proviant schlecht vorbereitet waren.
    Aber dass die Kids das mit gemacht haben: Alle Achtung. Bis zu diesem Tage hatten wir uns eigentlich auch für recht fit und belastbar gehalten…
    LG Ilka

    1. Wolfgang sagt:

      Hallo Ilka,

      musstet Ihr im Dunklen hoch wandern oder waren die Laternen eingeschaltet? In der Pilgersaison von November bis April sind diese an, ansonsten angeblich aus. Und waren die ungezählten Teestuben geöffnet? Je höher man kam desto teurer wurde der süße Tee mit Milch und Zucker. Die Pfannkuchen haben die Kinder leider verschmäht, aber wer mag das schon um 4 Uhr morgens… Zwei oder drei Pausen haben wir eingelegt.
      Konntet ihr den tollen Schatten der Bergspitze in den Nebelwolken hinter Sri Pada sehen – wie eine Sonnenuhr wandert der über die nebeligen Ebenen.

      Der Fußabdruck befindet sich oben auf der obersten Spitze im umzäunten Tempelbereich, ich habe gelesen, dass man in der „off saison“ den Soldaten eine kleine Spende zukommen lassen kann, dann wird die Türe aufgeschlossen. Zu übersehen ist der Abdruck nicht – er hat so 150 x 50cm Größe…

      Schöne Erinnerungen wünschen wir Euch!

      Wolfgang

  3. Fam. Roggatz sagt:

    Wir sind beeindruckt von Euren Erlebnissen! Sri Pada…ein Traum! Und wieder einmal der Beweis dafür, dass man mit Kindern wunderbar reisen kann. Welch tolles Familienerlebnis!

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