zurück nach Jaffna

01.03. – 03.03.

Unser Erlebnis in Katchativu lässt sich wohl nicht mehr toppen, die Sachen sind schnell gepackt, der Bus von Jaffna nach Mannar hat es noch eiliger und fährt ohne Nicole ab – die Kinder stoppen ihn aber noch einmal…

Die Halbinsel Mannar liegt im Südwesten der Insel, ist christlich-muslimisches Tamilengebiet und war während des Bürgerkrieges weitgehend von der Außenwelt abgeschlossen. Sie bildet auf Sri Lankischer Seite den Beginn der prähistorischen Landverbindung nach Indien, „Adam’s Bridge“ oder Palk Street genannt. Auch Jahre nach Ende des Bürgerkrieges ist die Gegend noch sichtbar arm und schlecht entwickelt. Die Mienen seien aber geräumt, die Einschusslöcher sind es noch nicht alle.

Die Stadt Mannar besuchen wir, weil wir in Deutschland tamilische Flüchtlinge kennengelernt haben, die erst 2014 das Land verlassen mussten, weil der Vater im Auftrag der UN an der Aufklärung von Kriegsverbrechen aller Seiten arbeitete. Die katholische Familie stellt uns Kontakte her und wir werden extrem gastfreundschaftlich aufgenommen.

Unser Hotel hat einen Drahtesel, WolfgangAnouk lernt widerwillig aber gut behütet (fast) allen Göttern fährt trotz brüllender Hitze gemächlich mit Elia auf dem Gepäckträger Besorgungen machen und versucht wieder einmal ein Tuktuk zu mieten. Während dessen übt Nicole mit Anouk im luftigen Schatten der noch fensterlosen Empfangshalle Mathe. „Wait, hot will come!“.

Jeden Mittag tauchen unsere neuen tamilischen Freunde Duke und Suji, deren Kollegen und Freunde im Hotel auf und wir unternehmen etwas. Das endet jeweils mit einem gemeinsamen, opulenten Abendessen.

Z.B. in Vankalai, einem rein katholischen Dorf mit 1500 Familien bzw. etwa 3.500 Bewohnern, von denen aktuell rund 100 Mönche, Priester und Nonnen sind. Wir werden von Haus zu Haus geführt und Verwandten, Freunden und Nachbarn vorgestellt: „Come in! Sit, sit!“ Es ist eine wunderschöne Erfahrung, so viele nette, interessante und offene Menschen kennen zu lernen. Zugleich sind wir an beiden Abenden total platt, denn neben der Gastfreundschaft im Schnelldurchlauf erzählen uns die Menschen auch von Tod und Verlust. Wir werden z.B. hinter einen Vorhang gebeten, wo eine Dame seit 20 Jahren geschwächt und seit 10 Jahren weitgehend apathisch auf einem Stuhl sitzt. Sie nimmt uns wahr und versucht eine Kommunikation – doch es gelingt nicht.

Andere Themen wie der Bürgerkrieg sind komplett tabu, ein ernsthaftes Gespräch ist seit Beginn der Reise noch immer nicht gelungen. Die Sprachbarrieren machen Komminikation zusätzlich schwierig, weshalb wir (in der Kürze der zeit) keinen Fischer finden, der uns die Inselchen der Adam’s Bridge zeigen kann – das Boot der Navy ist seit Monaten defekt.

Wolfgang soll mit einem neuen Freund Bier für das Abendessen holen, denkt er jedenfalls und landet in einer der typischen Sri Lankischen Bierhöhlen, in denen sich Männer schnell und konsequent betrinken – die gibt es überall, unauffällig und gegen Blicke von außen sorgfältig geschützt. Frauen kommen da nicht rein, Frauen und Alkohol passen in Sri Lanka nicht zusammen. Der „Entführer“ bereut seine Tat am nächsten Tag: Kater!

Ganz traditionell dürfen die Kinder mit den Frauen essen – nachdem die Männer gegessen haben. Gemeinsame Essen sind nicht üblich, was uns als „essensbegeisterte“ Familie verwundert.

Mannar und die sandige Halbinsel kommen in den Reiseführern kaum vor – die Stadt der Esel, die ähnlich wie sonst Hunde herum laufen, hat nichts zu bieten. Deshalb treffen wir auch in den ganzen Tagen keinen einzigen Touristen.

Dafür gehen wir zur Schule!

Die Strände sind noch nicht erschlossen und abseits der Fischer, bei denen es wie in vielen Teilen der Insel unangenehm schmutzig ist, sauber und menschenleer. Das Wasser in Tallimanar, der Westspitze der Insel ist unglaublich warm, signifikant oberhalb der Körpertemperatur! Kaum zu glauben, dass das „Meer“ ist!

Bei aller Gastfreundschaft wird es Zeit weiter zu ziehen: Zum Marienheiligtum Madhu.

Wirklich viel zu berichten oder zu sehen gibt es nicht in dem Marienwallfahrtsort, der durch zwei Christenverfolgungen tief im Dschungel entstanden ist: Erst versteckten sich im Jahre 1544 Katholiken vor einem mörderischen König aus Jaffna und nach 1650 nochmals vor den protestantischen Holländern. Die kleine Statue „Unsere liebe Frau von Madhu“ entwickelte sich zum wichtigen Wallfahrtsziel, zu dem zweimal jährlich hunderttausende Pilger strömen. Deshalb sind auf dem weitläufigen Areal – wie bei St. Anna in Kalpitiya – ungezählte Unterkünfte vorhanden. Der Papst feierte hier Anfang 2015 eine Messe mit hunderttausenden Gläubigen.

Die Anlage lässt sich in kurzer Zeit besichtigen und erfassen – unser Tuktuk-Fahrer setzt uns an der Kreuzung wieder ab. Kein Bus kommt, dafür ein dickes Gewitter….

… durch das wir nach Anuradhapura fahren

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