Montag, 2. März: Es ist Schule!
Anouk wünschte sich eine Schule zu besichtigen. Unser tamilischer Freund Duke bahnt die Wege. Das fällt ihm leicht, weil er für den Nationalen Jugend Service arbeitet und weiß, wo wir nicht nur heile Welt zu sehen bekommen: Genau 1 km von unserer Unterkunft befindet sich die „Brennpunktschule“ Mn| Eluthoor R.C.T.M. School – die Roman Catholic Tamil Mixed School in Eluthoor.
Anouk schnappt ihren Ranzen und wir werden in das Büro der principal geführt („Sit, sit! Have a tea!“), wo uns Schwester Mary Rose übersetzt und in die Schule einführt:
Mädchen und Jungen (mixed school) aus 9 Ortschaften kommen in diese staatliche Schule – viele aus „prekären“ Verhältnissen: Halbwaisen, Vollwaisen, Arme und „Bildungsferne“. Was bei uns oft gehörte Schlagworte sind hat hier ganz konkrete Formen:
- Häufig kommen Kinder ohne Frühstück zur Schule und haben außer der Schulspeisung, die vom WFP (World Food Program) gesponsort wird, keinerlei Essen! Lernen ist für sie schwierig, weil Hunger und Müdigkeit die Konzentration schädigen. „Es liegt nicht nur an Verwahrlosung – oft ist einfach kein Geld für Essen da“ übersetzt Sr. Mary Rose.
- Viele Kinder sind traumatisiert durch den Verlust von Mutter oder Vater (HIV ist ein tabuisiertes Problem wie der Krieg), die ärztliche Versorgung ist gerade in den Bürgerkriegsgebieten weit hinter der des übrigen Landes.
- Auch stammen viele der Kinder aus schwierigen Verhältnissen, was der geübte Blick z.B. am Zustand der mehr oder weniger gepflegten Schuluniformen erkennen kann; die LehrerInnen kämpfen mit Schulschwänzen, was u.U. auf den zuvor genannten Gründen beruhen kann.
Es herrscht Schulpflicht in Sri Lanka ab dem 5. Lebensjahr, der Staat stellt die Lehrbücher sowie Uniformen, aber…
… das heisst nur den rohen Stoff für 1 Uniform pro Jahr! Die muss 5 Tage die Woche plus zu Schulveranstaltungen getragen werden! Vielen SchUnterrricht in der Aula (36 Schüler)
innen und Schülern ist es nicht möglich eine zweite bzw. die üblichen drei bis vier Sets zu kaufen.
… was ist mit den Schuhen? Weiß für Mädchen, schwarz für Jungen, auch das ist Pflicht. Gerade die armen Familien können die Ausgaben kaum stemmen und die Kinder sind trotz Uniform stigmatisiert. Wir rechnen nach: Mit 700 € können wir allen 250 SchülerInnen neue Schuhe kaufen!
„Die Kinder schämen sich ihrer fehlenden Schuhe und kommen deshalb nicht zur Schule“ berichtet die Schuldirektorin Mrs. M Roy Rameshkumar und später auch LehrerInnen.
… Schulranzen sind selbst zu besorgen – was ebenfalls die sozialen Unterschiede befeuert. Und das Verbrauchsmaterial wie Stifte, Hefte etc. auch.
Wir diskutieren mit der Schulleitung unter ganz reger Beteiligung der (durch Cola und schwarzen Tee) aufgekratzten Kinder welche Hilfe denn sinnvoll und möglich ist. „Schuhe sind das wichtigste. Ein Frühstück können wir einfach nicht bewerkstelligen. Wir finden unbürokratische Wege, wenn die Kinder krank oder ausgelaugt in der Schule erscheinen.“ berichtet auch der stellvertretende Schuldirektor.
Wir haben einige Ideen um dieser sympathischen, engagierten Schule zu helfen – und freuen uns über Vorschläge in der Kommentarfunktion – vielleicht hat eine LeserIn eine Idee?
NACHTRAG:
Inzwischen gibt es ein kleines Hilfsprojekt, das Geld für Schuhe, Schulranzen und Material sammelt. Das Spendenkonto lautet: Wolfgang Stromberg DE40 6728 0051 0491 0990 08. Mehr Infos finden sich hier
Na das ging ja schnell! Ja, wir fragen mal. Passt weiter auf Euch auf!
Herzliche Grüße,
Christine und Kathi
liebe Wessels,
hier schreibt Kathi: wir würden 100 € spenden. vieleicht finden sich noch weitere Leute.
Wir wollen spenden, weil wir es doof finden, dass es uns so gut geht und diesen Kindern nicht.
Liebe Grüße,
Kathi und Christine 🙂
Liebe Kathi, liebe Christine,
hier schreibt (diktiert) Anouk:
Danke, dass Ihr mitspendet. Ich hoffe, dass wir noch mehr finden. Diese hundert Euro sind 15.000 Rupies. Ein paar Schuhe kostet 600 – 800 Rupies. Wenn wir ganz viele Euro sammeln können manche Kinder auch ein paar Socken bekommen.
Könnt Ihr vielleicht noch jemanden fragen ob sie auch spenden wollen?
Liebe Grüße
Anouk