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Kataragama – Kirinda – Dschungel der Vedda – Kandy 03.08. – 18.08.2017
Ein Abriss – lange hatten wir weder Zeit noch Internet für Updates

Die Tage in Tangalle sind sehr entspannend: Schildkröten beim Eierlegen zuschauen, Muscheln sammeln, die das Meer genau in diesen Tagen zu Millionen anspült.
Wir müssen aber weiter, der Augustvollmond steht bevor.

Am Abreisetag hat das Meer alle Muscheln wieder eingesammelt – der Strand ist wie gefegt. Unser Reiseziel ist Kataragama, eine Stadt, die nur eines zu bieten hat: Ein Heiligtum, um das intensiv gebetet und zum Augustvollmond gefeiert wird.

  • Wir sehen VIER Tage lang Perahera in Kataragama – das sind nächtliche Umzüge mit hunderten Tänzern, Trommlern und vielen Elefanten. Extrem bewegend zwischen 300.000 Pilgern (täglich) unterwegs zu sein. Buddhisten, Hinduisten und – verstehe das wer will – Muslime feiern hier gemeinsam Gott Murghas (= Skanda = Kataragama) 2. Hochzeit. Gerade am Freitag sehen wir Frauen mit Schleiern und einige in Niqab. Unsere Tage beginnen früh und enden z.T. erst morgens nach 2 Uhr. Die Kinder wollen mehr und mehr! Es ist ÜBERALL mehr als laut.
    Die Sri Lankische Armee kümmert sich unglaublich herzlich um uns – wir scheinen die einzigen zu sein, die ihre Arbeit wahrnehmen und begeistert zuschauen. [Das ist schon unsere zweite extrem positive Erfahrung mit der Armee.]
    Und ein Fernsehmann besorgt uns schließlich mega-very, very VIP-Plätze mit allerbester Sicht. Die müssen allerdings erst mal geschaffen werden… wo ein Wille passen auch noch zwei Stühle rein.
    Auch tagsüber passiert sooo viel auf dem riesigen Gelände: Gläubige lassen sich die Gesichter durchstechen und mit Haken im Rücken befestigen, ein berühmter Buddha lädt uns zu seiner Feuer-Zeremonie ein, ein Einsiedler mit meterlangen Dreadlocks redet plötzlich Deutsch mit uns, die Kinder werden beschenkt, völlig abgefahrene Pilger erscheinen (280km wandern auf Nagelschuhen), 5000 Lotusblüten werden täglich zerlegt um den Tempelelefanten zu bewerfen, wir lassen unsere Wünsche und Hoffnungen in Rauch aufgehen …
  • Elia gewinnt einen Freund, der ihn buchstäblich an die Hand nimmt. Immer wieder verschwinden der Soldat und Elia hinter den Kulissen. So hat er allerlei gesehen und endlos viele Leute kennen gelernt, die seine langen blonden Haare bewundern: „He is a boy, really! His name is Eliya!“ (Was auf Sinhala „beleuchtet/beschienen“ bedeutet). Bei der Perahera verwandelt sich der Infanterist in einen Tempelwächter, der den Tusker, den Elefantenbullen mit riesigen Stoßzähnen seitlich gegleitet.
  • Tief in einer Nacht erleben wir eine geheime Perahera, durchaus nicht ganz unzufällig, erhielten wir doch einen Tipp. Selbst die Leute vor Ort wissen nichts davon. Nichts dazu zu finden, weder im Internet noch in Reiseführern – auch wir sollen den Mund halten, weil der Gott Murgha ja heimlich seine Geliebte und spätere 2. (zusätzliche) Frau besucht. Und deshalb von seinem Haupttempel zum Schrein der Valli Amma zieht. Allerdings mit Wächtern, Trommlern, Musikern, Priestern und natürlich einem Elefanten, die sich durch zehntausende auf den Straßen schlafende Pilger arbeiten.

Unsere Sinne sind nach diesen Tagen völlig überfordert. Wir entscheiden einen besonderen Küstenabschnitt zu besuchen, wo in Vorzeiten Riesen riesige Granitkiesel in den Sand geworfen haben müssen. Darauf stehen heute Tempel, Pools und Terrassen: Kirinda, ein winziges Dorf westlich Yala national Park.

  • Wir lernen zwei tolle Familien kennen (Muslime und Buddhisten). Elia spielt Crickett – den absoluten Nationalsport – und macht sich richtig gut.
  • Die Kinder waren ziemlich lang im gechlorten Pool – Haare kaputt. Rau und brüchig wie Besenborsten, so etwas hat von uns noch niemand erlebt. Die Sri Lankischen Frauen haben wunderschöne, lange, z.T. SEHR lange Haare! Fragen wir sie also mal! Ihr Rezept ist einfach und wirkt tatsächlich: Tägliche Behandlung mit Kokosöl. „What? You don’t use coconutoil for your hair in Germany?“ fragen sie uns völlig entgeistert.
  • Der Chef des Resort mag uns aus irgend einem Grunde – wir werden zu opulenten Essen eingeladen. Endlich mal wieder ordentlich Bier!
  • Eine Truppe aufgeschlossener, kommunikativer Männer und vereinzelter Frauen reisen an – auf 100m erkannte Wolfgang sie schon: „Das sind bestimmt Verkäufer!“ Pharmareferenten auf Incentive-Reise, um genau zu sein. Die Jungs beweisen mal wieder: fast alle Sri Lanker können nicht gepflegt trinken, nur saufen. Nämlich Arak, Palmennektarschnaps, sehr lecker, ähnlich wie Cognac. Bier ist in Relation zum Alkoholgehalt zu teuer.
    Alkohol bekommt den meisten Sri Lankern nicht gut…
  • Besuch in einer Elefantenaufzuchtstation (Elephant Transit Home) mit Blick hinter die Kulissen – und traurigem Miterleben des langsamen Todes eines verletzten Elefantenkindes (Biss auf eine Sprengkapsel zur Abwehr von Wildschweinen).
  • Und dann doch: Nie wollten wir nach Yala National Park, denn der gilt als extrem teuer und überfüllt – von Jeeps. Aber jetzt sind wir so nahe dran wie nie, dort gibt es über 50 Leoparden, die Kinder wollen mal wieder Jeep fahren…
    Wir starten extra früh. Auf die Idee sind auch schon andere gekommen, wir erhalten nach ca. 1 Stunde die Einfahrtsnummer 119 (von 195 zwischen 6 und 8 Uhr) und brettern im Konvoy über die Staubpisten. Hier ein Vogel, dort ein Elefant tief im Busch. Die meisten Jeeps biegen nach und nach ab.
    Und dann passiert mal wieder das unerwartete: Ganz alleine stehen wir auf der Piste, Motor aus, schauen ein Wasserloch mit ein paar Wasserbüffeln an. Aus dem Busch trottet plötzlich ein Schwarzbär! Das seltenste Säugetier aller Nationalparks! Es gibt nur 35 Exemplare! Und dieser trinkt genüsslich am Loch, läuft auf den Jeep zu, umrundet ihn und schrubbelt sich auf der anderen Seite erst mal ausgiebig den Rücken.
    Von hinten rasen Jeeps heran, deren Fahrer brüllen „Bear, bear, bear!“. Darauf hat das Tier keine Lust und verschwindet im Busch.
    Was sind gegen ein solches Erlebnis noch Wasserlöcher mit Dutzenden Krokodilen, Sambahirsche oder Pfauen?
    Dass ein Leopard seitlich der Hauptpiste einen Stau von 40 Jeeps mit aufgebrachten Fahrern, heulenden Motoren, Gehupe und schwarzen Dieselschwaden auslöst sei noch erwähnt. Auch dieses Tier hatte bald keinen Bock mehr auf Autos…

Endlich! Fahrt mit eigenem Tuktuk! Wolfgang ist happy!
Leider nur ein Tag statt geplanter 5 Tage, weil der Vermieter uns hängen lässt. Die Kinder sind richtig stinkig, Wolfgang ziemlich enttäuscht, Nicole nimmt’s gelassen:
„Wer weiß wozu es gut ist…“

  • Deshalb: Reiseplanänderung, Fahren stattdessen mit Bus nochmals nach Kataragama, weiter kommen wir an diesem Tag nicht mehr. Die Stadt ist ohne die Pilger eher ruhig und leer. Aber wir lernen einen abgefahrenen Priester kennen. Anouk: „Papa, der ist tätowiert, raucht, geht ins Fitnessstudio und hat eine Kneipe – wie kann der Priester sein?“ Er schleppt eine Obstschale mit 50kg, übergießt sich mit kochender Kokosmilch und lässt Feuer auf seiner Zunge brennen – keinerlei Schäden sichtbar.
    Die Obstschale wurde vor unseren Augen gerichtet, Nicole und ich haben sie keinen Zentimeter anheben können…
  • Weiterfahrt mit Bus statt Tuktuk Richtung Norden.
    Der Bus muss einem Elefanten Lösegeld (Obst) zahlen, damit wir weiter konnten. Das macht der riesige Bulle so: Mitten auf die Straße stellen. Rüssel rein zum Fahrer. Obst in den Mund, zur Seite treten.
    Mit der Gabe aus einem Tuktuk war er nicht zufrieden. Er hat es kurzerhand kaputt geschlagen… [den Insassen geht es gut, nur geschockt].
    „Wer weiß wozu es gut ist…“

Ziel unserer Reise ist die nichts sagende Stadt Mahayangana. In dieser Region suchen und finden wir die Vedda.

  • Treffen mit den „Waldmenschen“, den Ureinwohnern Sri Lankas, die uns u.a. zeigen, wie man Feuersteine zum Feuermachen nutzt. Schon anders, als wir das in der Schule gelernt haben… man benötigt Bienenwachs! Irre Typen… nächste genetische Verwandten: Aborigines in Australien!
    Die Vedda, bzw. ihre Lebensform stirbt langsam aus, nur noch wenige Familien leben im Dschungel. Wir sprechen zwar keine gemeinsame Sprache, aber die Kommunikation klappt echt gut. Einladung der Kinder zum Foto mit dem ob seiner Weisheit sehr gelobten König, der das eigenlich nicht so mag.
    Wir schenken dem Thronfolger eine selbst gemachte Kirschen-Marmelade. Er nimmt sie ohne besondere Begeisterung, doch dann wandern wir mit einigen jungen Männern etwas in den Wald hinein:
    Wolfgang macht sich gar nicht so schlecht mit dem Bogen, aber das Tanzen lässt noch deutlich zu wünschen übrig… Ob die legendäre Kobrabiss-Medizin funktioniert probieren wir nicht, obschon wir eine Black Cobra erst vor wenigen Tagen gesehen haben.
    Trotz der Hitze ist es erträglich im Dschungel, das überraschte mich. Allerdings sei es aktuell nicht so arg heiß, nur um 34°C.
    Der Abschied ist herzlich, die warmen Augen des Prinzen strahlten ganz bewegend, als er uns in traditioneller Weise verabschiedet.
    Elia war die Zeit zu kurz (Wolfgang auch), wir würden gerne länger im Dschungel bleiben und mal mit auf Jagd oder zu den Fallen gehen. Elia würde auch gerne zu den Feldern wandern. Anouk mal in einem der hoch in den Bäumen befestigten Baumhäuser (Elefanten-Schutzhütten) schlafen.
    Aber die Jungs sind schnell unterwegs und Elia darf als unverheirateter noch nicht mit zur Jagd…

Keine 24 Stunden später:
Dinner in einer Luxusvilla, natürlich holt einer der Fahrer uns ab, der Portier öffnet das Tor, der Butler begrüßt uns, Whiskey aus feinen Gläsern, Selfies mit iphone7, der Koch trägt auf etc… was für ein Kulturwechsel!

  • Fahrt nach Kandy. Es geht mit dem Linienbus über eine wilde Serpentinenstrecke (18 Stück auf ca. 10km, insgesamt 79km durch die Berge). Wir sitzen neben dem Busfahrer, beste Plätze! Der junge Busfahrer strebt wohl erweiterten Suizid an, anders ist seine Fahrweise nicht zu erklären. Zum Glück klappt das nicht… Er würde wahrscheinlich noch beim Sturz über die nicht vorhandenen Leitplanken weiter sms tippen…
    Bei anderen war die Fahrweise nicht erfolgreich: ein LKW stürzt vor uns um, die Schotterladung begräbt einen kleinen Garten.
    [Auch hier: nur Blechschaden und Schocks.]
    Als Abschied vom Fahrer gibt es aber – wie schon tausend Mal – Selfie mit blonder Familie…

Kandy haben wir schon mehrfach besucht, diesmal haben wir zwei Gründe: Wir wollen Freunde treffen und:
Nicole investiert ihr Geburtstagsgeld etc. wieder in Schmuck. Sie stellt ihre Designs vor und mischt ein ganzes Juwelierunternehmen auf: Der Chef via Facetime, Chefin, General Manager, Senior Designer, Werkstattleiter, Senior Gold Smith, Chefs Bruder, Steinsachverständiger und Hilfskräfte zum Aufräumen wuseln um sie herum. Die sind schwer begeistert von ihren Ideen und haben über Nacht erst mal ein Muster aus Silber fabriziert, das heute besprochen wurde und morgen in Gold zur nächsten Revision vorgelegt wird.
Übrigens: Der Rest der Firma kümmert sich um die Kinder:

  • Designer (malen beiden Kindern leider sehr vergängliche Kunstwerke auf die Hände),
  • Goldschmiede (zeigen Elia die Schmuckproduktion),
  • Hilfskräfte (füttern die Kinder mit Sprite und Süßigkeiten),
  • Sekretärinnen (kichern und albern mit Anouk herum) und
  • die Liftboys und Türsteher müssen den Kindern ständig die Türen aufreißen.

Der kleine Rest der Mitarbeiter schaut nach mir. U.a. balanciere ich ein Steinchen im Wert von ca. einer halben Millionen Euro auf meinen Fingern – ein Royal Blue Saphire von exzellenter Reinheit und Farbe. Solch einen großen habe ich – trotz gewisser Erfahrungen – noch nie gesehen. (Größer als der von Kate/Lady Di.) Steine dieser Qualität sind äußerst selten, „nur“ etwa einer pro Monat wird gehandelt. Die Nachfrage sei aber sehr groß. Der Preis in Europa dürfte mindestens beim Doppelten liegen…