Weniger oft als erhofft komme ich, Wolfgang, zum Laufen, was weniger an der Hitze liegt, denn das Wetter war bislang auch an den wirklich heißen Tagen sehr erträglich.
Jogger sind hier eine echte Seltenheit. In Negombo wurde ich fast ständig begleitet von rennenden Kindern, Radfahrern und permanentem Gegrüße von allen Seiten. Dort fühlte ich mich sehr wohl, in einem totalen Verkehrschaos zu rennen hat was ungemein sicheres: Die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer ist sehr geschärft, das Chaos hat sehr wohl System und erscheint durchaus beherrschbar. In der Main Road zu rennen ist trotzdem sehr anstrengend: Jeder hupt zur Ermutigung, um Hallo zu sagen, um sich anzukündigen, um seine Dienste als Fahrer anzubieten (wer läuft schon so blöd rum?) oder um einfach mal zu hupen…
Dann sind da noch die Abgase, die mein Leben wahrscheinlich deutlich verkürzt haben, weshalb ich dann doch wieder in die mäandernden Seitenstrassen ausgewichen bin. Und hier bestätigte sich wieder eine alte Erfahrung: Man findet immer wieder zurück!
Viel ruhiger läuft es sich in der Ruinenstadt Anuradhapura – mich hat die riesige Größe der Stadt und der eingedeichten Seen beeindruckt, allein die heute kleinen „königlichen Gärten“ und der kleine Isurumuniya Tempel lohnten einen schattigen „run“. Die Sonne brüllt nämlich schon am frühen Morgen über die breiten Strassen und riesigen Plätze an den Sehenswürdigkeiten. Barfuß durch den Tempel rennen wollte ich aber doch nicht…
Das konnte ich in beim Strandlauf an der Beach von Trincomalée umsetzen: Zwar schön, aber neben Dutzenden Fischerbooten „donated by“ Red Cross, World Vision etc. waren genauso viele Hunde unterwegs. Die meisten sind lieb und eher träge, manche hatten aber ein ernsthaftes Problem mit mir. Und zum ersten Male in all den Jogger-Jahren bin ich abgehauen, vor fünf äußerst aufgebrachten Bastarden ins Salzwasser, denn das können die (meisten!) Köter gar nicht ab (das ist in anderen Regionen leider anders…).
Ein Test brachte dann die Wende: Ich mach’s wie die Hunde – äußerst aggressives Knurren, so aggressiv ich nur konnte und gefletschte Zähne, erhobene Hände mit Krallen – und die Tölen hauten allesamt ab… danach „lief es besser“.
Eine Hand voll Steine sollte also der ständige Begleiter sein…
(Nachtrag: Seit ich die dabei habe, hat mich kein Hund mehr angekläfft.
Nachtrag zum Nachtrag: In Kandy kamen mehrfach Steine zum Einsatz gegen zähnefletschende Viecher.)
In Sigiriya, um den wunderschönen Felsenpalast, waren es weniger die Kläffer, sondern eher ein Lehrer, der „störte“: Er veranstaltete mit mir ein Wettrennen – zur kreischenden Begeisterung seiner Schülerinnen!
„Mitten im Dschungel“ stieß ich später auf ein uraltes Kloster, das in keinem Reiseführer verzeichnet ist: Pidurangala Temple. Zwar konnte ich die Dagoba nicht umrunden – eine äußerst aggressive Kuh hinderte mich zornschnaubend daran (weil ich ihrem Kalb zu nahe kam) – ich folgte dafür einem verwitterten Schild „cave complex“. Einige Hundert Stufen oberhalb stieß ich auf den schönsten liegenden Buddha bis dato und eine absolut spektakuläre Sicht auf Sigiriya….
Bei einem anderen sehr ansprengendem Lauf lerne ich noch etwas: Die Atemluft muss stets so bemessen sein, dass man folgende Worte sprechen kann: „Germany“, „Yes“ und „Very nice!“. Denn selbst bei hohem Tempo fragen stoppende Busfahrer: „Wot kantri?“ oder „Wer from?“, „Först teim Schri Lanka?“ und „Schri Lanka neiss?“
Tangalle brachte den überraschendsten Lauf:
Zwei Pfauen kreuzten meinen Weg.
Das Krokodil unmittelbar vor mir sah ich leider zu spät…
… für ein Foto.
Die Panzerechse robbte vom Weg in die Lagune, wo das Tier gemächlich verschwand.
Vielleicht war es über den morgendlichen Gast genau so überrascht wie ich – gerade 100m von unserer Strandhütte entfernt!
Anmerkung: „In dieser Gegend gibt es keine Krokodile!“ – sagen sämtliche befragten Lanker. Allerdings kann ich auf 5 Meter sehr wohl ein Krokodil (2,50m) von einem Waran unterscheiden – ich tippe nach etwas Recherche auf ein Sumpfkrokodil. Die töten in Sri Lanka jährlich Dutzende Menschen, trotz gesicherter Wasch- und Badeplätze an den Flüssen.
Mirissa, der beliebte Rucksack-Touristen-Badeort bietet leider kaum laufbare Strecken an: Die Hauptstraße nach Weligama wird von rasenden Bussen, LKWs und Autos in Höchstgeschwindigkeit verunsichert und bietet nichts, die Straße zum Bahnhof und in das Hinterland ist wunderbar, aber diese Strecke wiederholt sich. Morgens laufe ich deshalb auch einfach mal am Hafen vorbei und gerate in die Fischversteigerung: riesige Thunfische, Haie, Rochen, Red Snapper, Barakudas etc. haben die Fischer von ihren z.T. mehrwöchigen Fangfahrten angelandet und professionelle Käufer ersteigern nun die Beute. Die Boote werden hergerichtet, Netze sortiert und ganze LKW-Ladungen Eis verschwinden in den Bäuchen der Kutter.
Im Hafen liegen auch zwei Hochsee-Yachten. Das blitzende Weiß der Fieberglass-Katamarane wirkt völlig fremd – obschon die Boote in der Nähe gebaut werden. Inhaber der Werft sei der „belgische Botschafter“, der seit die Tsunami-Spendenwelle über das Land geschwemmt ist „noch unendlich viel reicher geworden“ sei. Seine fast uneinsehbare, spektakuläre, palastgroße Villa Vista im Sichtbetonstil auf einer komplett ummauerten Landzunge zwischen Mirissa und Weligama lässt diesen Schluss zumindest zu.
Hallo Ihr 4,
ich wünsche Euch weiterhin eine spannende Reise! Bleibt gesund & viele liebe Grüße aus dem neuen Heim!
lieber wolfgang,
wow!
ich bin maechtig beeindruckt!!!!
…und gespannt, weiteres zu lesen.
viele liebe gruesse an euch!!
[…] Joggen in Sri Lanka – dazu habe ich (Wolfgang) im Netz nämlich gar nichts gefunden. […]